false stability / false fragility
Die Konzert-Saison 2024/25 der Neuen Musik in St.Ruprecht steht unter dem Titel
false stability / false fragility
Gesucht wurden Projekte die die Thematik von (Miss)Konzepten und (Fehl)Vorstellungen von FragilitĂ€t und StabilitĂ€t untersuchen beziehungsweise be-/ausleuchten.Â
Die Konzertreihe der Neuen Musik St.Ruprecht lĂ€sst seit 20 Jahren die KlĂ€nge der Jetztzeit / Gegenwart auf die beinahe Ă€ltesten Mauern Wiens treffen und erfreut sich an den Produkten.Â
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15. September 2024 – Doppelkonzert Noid / Lorenzo Abattoir
noid /aka arnold haberl
https://noid.klingt.org
Komposition fĂŒr Cello â Solo: “VorschlĂ€ge fĂŒr ein erweitertes Zentrumâ
noid, 2024
Der Klang des Cellos hat etwas Unmittelbares, das viele Menschen berĂŒhrt.
Noid kommuniziert mit seinem Instrument auf grundlegende Weise und macht in diesem Soloprogramm die Essenz des Instrumentes jenseits von nostalgischen Assoziationen erlebbar.
Seine ĂŒber Jahre gewonnenen Kenntnisse ĂŒber das Innenleben des Instruments, seine physikalische Funktionsweise und die FragilitĂ€t und KomplexitĂ€t der Klangerzeugung prĂ€gen seine Spielweise ebenso wie jahrelange Erfahrung als Instrumentalist in klassischen, improvisatorischen und experimentellen ZusammenhĂ€ngen.Â
Dieses Soloprogramm fĂŒr Cello fĂŒhrt ins Zentrum des Klanges und schlĂ€gt den Hörer*innen vor, neue Hörperspektiven in einer scheinbar vertrauten musikalischem Umgebung zu entdecken.
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Arnold Haberl, alias noid (geb. 1970), studierte Cello und Mathematik und unterrichtet MultiMediaArt an der Fachhochschule Salzburg.Â
Als Komponist, KlangkĂŒnstler und Performer umfasst sein Werk Cello-Solos, EnsemblestĂŒcke, elektronische Musik und Klanginstallationen.Â
Sein Ansatz ist die Grundlagenforschung, die Vorstellungen von Musik und Performance in Frage stellt.Â
Er arbeitet mit verschiedenen KĂŒnstlern aus unterschiedlichen Genres zusammen und tritt bei internationalen Festivals wie musikprotokoll Graz, tuned city Messene und Wien Modern auf.Â
Er ist Mitglied des KĂŒnstlerhauses Wien und organisiert die Konzert-/Performance-Reihe âDerBlödeDritteMittwoch’.
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Lorenzo Abattoir ist ein SoundkĂŒnstler und wohnt in Torino (IT). Ein SchlĂŒsselelement seiner Arbeit ist die Beziehung zwischen spirituellen Praktiken und ungewöhnlichen Methoden der Audioverarbeitung.
Schwerpunkt auf die Verwendung von Mikrofonen als Medium zur VerstÀrkung einer Handlung. Er untersucht die Grenzen zwischen Klang und Rauschen mit Atemtechniken und verschiedenen Arten von Objekten als Instrumente, um seine Performances zu gestalten.
In den vergangenen Jahren nahm er kollaborative Arbeiten auf und veröffentlichte mit: Hermann Kopp, Alexey Tegin (Phurpa), Giovanni Lami, Freddie Muprhy und Francisco Meirino. Seine Auftritte wurden an verschiedenen Orten und Festivalgebieten wie: Cafe Oto (London), Instant ChavirÚs (Paris), A4 (Bratislava), Dom Cultural Center (Moskau), Unafe+Sound Festival (Wien), Luff Festival (Lausanne) prÀsentiert.
Er arbeitet auch im zeitgenössischen Kunstfeld und erstellt Soundinstallationen und komponiert Soundtracks fĂŒr Theatershows, die am Venice Biennale College Jahr 2020 und Roma Europa Festival 2022 prĂ€sentiert wurden.
Neuestes Studioalbum: Mess (Aktiv) Vinyl LP von Planam am 31. Mai 2024 veröffentlicht
Link: https://www.soundohm.com/product/mess-akt-iv
noid | Cello und Komposition
Lorenzo Abattoir | Körper- / Atem- / Bewegungs- und Audioprocessing
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KNUSP
27. September 2024 – am Sound, Ursulakapelle Krems
28. September 2024 – Celje, Elisabethkapelle
Mit KNUSP möchten wir â das KuratorInnen-Team der Neuen Musik St.Ruprecht â ein neues Format der Begegnung etablieren. Einmal pro Saison laden wir geschĂ€tzte MusikerInnen der Echtzeitmusik ein um sich mit uns musikalisch auszutauschen.
Bei dieser Zusammenkunft sollen verschieden Formen von Synergien gepflegt und kultiviert werden: Die soziale Vernetzung, ein bekennen zueinander, eine Handreichung und Anerkennung unter KollegInnen und MitstreiterInnen. Aber noch viel wichtiger, das gemeinsame Erschaffen und Erleben, sich begegnen in Aufgeschlossenheit, Aufmerksamkeit und Respekt.
Wir haben hierfĂŒr einen Ort der Zusammenkunft gewĂ€hlt, einen sakralen Ort, einen Ort der Stille und des Gebets.
Cordula Bösze | Flöten
Martin Gut | Trumscheit, Elektro-Scheit
Gobi Drab | Blockflöten
Klaus Haidl | Saiteninstrumente
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13. Oktober 2024 – WARP
WARP bauen ein komplexes Setup fĂŒr ihre Musik. Sie spielen mit Wellen und RĂŒckkopplungsphĂ€nomenen, die von verschiedenen Quellen erzeugt und genĂ€hrt werden, und balancieren diese aus. Sie arbeiten mit vibrierendem Glas und Luft, mit luftigen SĂ€ulen in den Holzröhren einer Bassblockflöte und in der Konzertina, mit pulsierenden RohrblĂ€ttern aus Stahl, mit analogen und digitalen elektronischen Quellen, mit Mikrofonen und Lautsprechern, wĂ€hrend jeder Ton von den alten Steinmauern und den Holzkabinen in der Kirche und von den Körpern des anwesenden Publikums reflektiert wird. Die Reflexionen nĂ€hren und bringen die Musik aus dem Gleichgewicht und umgekehrt. FĂŒr die Musikerinnen, einschlieĂlich der Sounddesignerin, ist klangliche FragilitĂ€t keine QualitĂ€t oder ein fester Seinszustand, sondern ein Prozess zwischen MaterialitĂ€ten. Es geht darum, als Darstellerin aktiv zu werden, es geht darum, Dinge zu tun.Â
âWir erkennen FragilitĂ€t als AktivitĂ€t und Beziehung: Intra-Aktion, Eindringen, Eingreifen, Blockieren, Lenken, Teilen. Ist es falsch oder ist es wahr? Eine halbstabile, sich stĂ€ndig weiterentwickelnde materielle Interaktion, die hörbar ist. Es ist eine andauernde, siegreiche LiebesaffĂ€re, bei der es darum geht, Wellen und Vibrationen zu erzeugen und ihnen zuzuhören.â
WARP sieht die Ruprechtskirche als entscheidenden Partner, der den Klang auf abwechselnd vorhersehbare oder spontane Weise aktiviert und belebt. Als Ă€lteste Kirche Wiens und mit einer einzigartigen akustischen AtmosphĂ€re, die sowohl hallig als auch warm ist, ist dieser Raum ideal, um den zeitlichen und kumulativen Charakter analoger RĂŒckkopplung zu erkunden. In Zusammenarbeit mit der Ruprechtskirche als raumzeitlichem Instrument möchte WARP die unerwarteten Klangpotenziale von StabilitĂ€t und FragilitĂ€t erkunden, einschlieĂlich der widersprĂŒchlichen, aber ausgewogenen Tendenzen zu Akkumulation und Anpassung, zu KontinuitĂ€t oder abrupter VerĂ€nderung.
Pina RĂŒcker | mikrotonale Quartzglass-Schalen
Pia Palme | Bassflöte (Kueng) als analoges Feedback-Aerophone
Kristina Warren | Elektronik, Concertina, Feedback
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20. Oktober 2024 – AiR | Artists in Residence
Die Randzone – KrÔÔt-KĂ€rt Kaev – Diego Jimenez Tamame
AiR ist das neue Vernetzungsprogramm der Neuen Musik St.Ruprecht. FĂŒr jede Saison bringen wir ein bereits bestehendes Ensemble mit zeitgenössischen KomponistInnen zusammen um den Austausch zu fördern und das Repertoire zu erweitern.
FĂŒr die aktuelle Saison konnten wir das einmalige Ensemble Die Randzone gewinnen, welches neue Werke von KrÔÔt-KĂ€rt Kaev und Diego Jimenez Tamame zur UrauffĂŒhrung bringen wird.
Innersonic â F. BEDROSSIAN, E. Gtr + Acc.Dead wasps in the jam-jar (I) â C. IANNOTTA, Solo Vl.Â
Gravity does not apply â D. GAGLIARDI, Perc. and ElectronicsÂ
Briefe.Puppen â S. NEMTSOV, E. Gtr. + Perc.Trash TV Trance â F. ROMITELLI, E. Gtr SoloÂ
New piece for full lineup and live electronics â Diego JimĂ©nez TamameÂ
New piece for full lineup and live electronics â KrÔÔt-KĂ€rt KaevÂ
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E-Gitarre | Alex Tentor
Akkordeon | Mirko Jevtovic
Perkussion | Luis Azcona
Violine | Jacobo HernĂĄndez
Elektronik, Multimedia | Diego Jiménez Tamame
https://hearlossensemble.wixsite.com/my-site-3Â
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17. November 2024 – KNUSP
in Kooperation mit WIEN MODERN
Mit KNUSP möchten wir â das KuratorInnen-Team der Neuen Musik St.Ruprecht â ein neues Format der Begegnung etablieren. Einmal pro Saison laden wir geschĂ€tzte MusikerInnen der Echtzeitmusik ein um sich mit uns musikalisch auszutauschen.
Bei dieser Zusammenkunft sollen verschieden Formen von Synergien gepflegt und kultiviert werden: Die soziale Vernetzung, ein bekennen zueinander, eine Handreichung und Anerkennung unter KollegInnen und MitstreiterInnen. Aber noch viel wichtiger, das gemeinsame Erschaffen und Erleben, sich begegnen in Aufgeschlossenheit, Aufmerksamkeit und Respekt.
Wir haben hierfĂŒr einen Ort der Zusammenkunft gewĂ€hlt, einen sakralen Ort, einen Ort der Stille und des Gebets.
Cordula Bösze | Flöten
Martin Gut | Trumscheit, Elektro-Scheit
Gobi Drab | Blockflöten
Klaus Haidl | Saiteninstrumente
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30. MĂ€rz 2025 – PachovĂĄ / Gartmayer / Kern
Das Trio Lucie PĂĄchovĂĄ, Susanne Gartmayer und Didi Kern wurde wĂ€hrend der Residency AiR in Krems im 23. Dezember und JĂ€nner 2024 gegrĂŒndet. In diesem Zeitpunkt wendete das Trio seine Aufmerksamkeit dem Thema âAtemâ in einer breiten Konzeption zu.Â
âWir haben hauptsĂ€chlich die Möglichkeiten von In-Breath und Out-Treath (LĂ€nge, IntensitĂ€t, RegelmĂ€Ăigkeit, Tempo, Klang) im Zusammenhang mit unserem Instrument oder unserer Stimme untersucht. Wir haben untersucht, wie der Fokus auf RegelmĂ€Ăigkeit /UnregelmĂ€Ăigkeit des Atemzyklus unsere Improvisation beeinflusst und wie sie uns unterschiedliche Anweisungen gibt, wo wir unseren Musiksprachen folgen und unsere Improvisationsgewohnheiten entsperren. Wir möchten diese Forschung âAtemâ fortsetzen, diesmal in Bezug auf das Thema âStabilitĂ€t/FragilitĂ€tâ.
Welche Art von StabilitĂ€t kann uns der Atem bieten? Können wir uns auf den Atem verlassen? Was bedeutet StabilitĂ€t/FragilitĂ€t oder MusikstabilitĂ€t/Zerbrechlichkeit von Atem fĂŒr das Leben. Wenn mehr Menschen âzusammenâ atmen, kann das das Kollektiv stabiler machen? MĂŒssen wir an den Atem denken, um uns seiner StabilitĂ€t bewusst zu sein? Ist die Luft zerbrechlich? Wie können wir die StabilitĂ€t des anderen durch den Fokus auf Atem unterstĂŒtzen? Was ist zerbrechlich an der Existenz und wie hĂ€ngt das mit Atem zusammen? Können wir den Atem des anderen hören oder ist es nur eine falsche Vorstellung, dass der/die andere atmet? Wir möchten diese Fragen wĂ€hrend unseres improvisierten Sets untersuchen.âÂ
Lucie Pachova | Objekte
Susanna Gartmayer | Bass Klarinette
Didi Kern | Schlagzeug
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27. April 2025 – GonzĂĄlez & Minten
Dieses Duo beginnt mit dem Wunsch, eine gemeinsame Sprache zu schaffen, die ĂŒber eine Ă€sthetische Linie oder Tradition hinausgeht, sowie von der Ăberzeugung, dass das musikalische VerstĂ€ndnis ĂŒber diese Kategorien hinausgeht. In diesem Projekt provozieren und unterstĂŒtzen sich Luz GonzĂĄlez (Live Electronics) und Rebecca Minten (Bass Clarinet) gegenseitig unter Verwendung von Multiphonics, Live – Processing, Sinustönen und purem noise.
Rebecca Minten | Bass Klarinette
Luz Gonzalez | Live Elektronik
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23. Mai 2025 – Lange Nacht der Kirchen
Beginn: tba
Cordula Bösze | Flöten
Martin Gut | Trumscheit, Elektro-Scheit
Gobi Drab | Blockflöten
Klaus Haidl | Saiteninstrumente
25. Mai 2025 – âNeue Musik aus alter LiteraturâÂ
Das Projekt besteht aus vielfĂ€ltigen DuostĂŒcken, darunter zwei groĂen Werken von etabliertenKomponist*innen, drei UrauffĂŒhrungen und einer Improvisation mit Flöte (Bassflöte, Piccolo) und Sopran.Â
Jedes StĂŒck enthĂ€lt alte Texte und verwendet eine zeitgenössische Musiksprache, inklusive zeitgenössischen Techniken. Beat Furrer hat âInvocation VIâ auf Vorlage eines Textes von Juan de la Cruz (1542â1591) komponiert, Rebecca Saunders wiederum hat einen Ausschnitt aus âUlyssesâ von James Joyce verwendet – ein Text, der zwar zur modernen Literatur gehört, aber dennoch mehr als 100 Jahre alt ist und zudem an den ĂŒber 2000 Jahre alten Text von Homer angelehnt ist. Die drei UrauffĂŒhrungen werden ebenfalls basierend auf alter Literatur (als Motiv, Idee oder Textvorlage) komponiert; die Improvisation, die von einem Gedicht aus dem 7. Jahrhundert Japans inspiriert sein wird ergĂ€nzt das Programm.
Das Thema âfalse stability | false fragilityâ verbindet die auf dem Programm stehenden Kompositionen. Furrers âInvocation VIâ wurde mit sehr strengen, stabilen und komplexen Rhythmen komponiert, die oftmals bestimmten Pulsen folgen, was eine gewisse StabilitĂ€t zur Konsequenz hat. Jedoch spielen die Bassflöte und der Sopran meist unabhĂ€ngig voneinander und die Pulse ĂŒberlagern sich, was diese StabilitĂ€t doch sehr fragil macht. Die zerbrechlichen Klangfarben und verschiedenen Effekte unterstĂŒtzen diesen fragilen Eindruck zudem. Saunders’ StĂŒck wurde auch mit stĂ€ndigen Wechseln im Takt, im Tonumfang, im Rhythmus und in den Spieltechniken komponiert, wodurch Ambivalenz, InstabilitĂ€t und Konflikte entstehen. ZusĂ€tzlich werden drei neue StĂŒcke von Hannes Dufek, Tamara Friebel und Aron Ludwig, die unter BerĂŒcksichtigung dieses thematischen Schemas komponiert werden, aufgefĂŒhrt.Â
Amano und KovaÄ konzertieren seit langem gemeinsam im Platypus Ensemble und haben bereits mehrmals Duos wie etwa die im Programm stehenden âInvocation VIâ und âO yes, & Iâ an verschiedenen Orten aufgefĂŒhrt. Das Programm ist nun der erste Versuch fĂŒr das Duo, ausschlieĂlich Werke fĂŒr Stimme und Flöte aufzufĂŒhren.Â
Beat Furrer âInvocation VIâ fĂŒr Sopran und Bassflöte 2002 (9 min)Â
Rebecca Saunders âO, yes & Iâ fĂŒr Sopran und Bassflöte 2017-18 (9 min)Â
Hannes Dufek UA
Tamara Friebel UA
Aron Ludwig UA
Improvisation ĂŒber ein altes japanisches Gedicht (Idee von Kaoko Amano)Â
Kaoko Amano | Sopran
Iva KovaÄ | Flöten
29. Juni 2025 – TĂ©phra
TĂ©phra is fragmental material produced by a volcanic eruption regardless of composition, fragment size,
or emplacement mechanism . The word tĂ©phra (ÏÎÏÏα ) means “ash”. (Wikipedia)
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Das neue Duo von Agnes Hvizdalek und Billy Roisz â TĂ©phra – verwebt in ihrer
Soundperformance abstrakte Stimmepartikel, Kontrabass-Klangfragmente und Glitch-Elektronik
zu einer vielschichtigen Klangwand. FragilitÀt und InstabilitÀt sind in ihrer Performance keine
SchwÀchen, sondern StÀrken.
Téphra zerteilt, zerhackt, zerbröselt, verpufft, zerschlÀgt, vaporisiert, zerstreut.
TĂ©phra setzt zusammen, schichtet, verschmilzt, komprimiert.
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TĂ©phra is an exploration of the delicate dance between the human voice and the vast possibilities of electronic
manipulation. It is an invitation to embrace the chaos and the beauty of uncertainty, where fragility and
instability merge to create a special sonic experience.
TĂ©phra on vimeo: https://vimeo.com/833709494
Â
Agnes Hvizdalek | Stimme
Billy Roisz | Elektronik, Bass, Devices